Lesehighlight 2016: Matt Haig – A Boy Called Christmas (Buchrezension)

a boy called christmas buchcover

Liebe Bücherfreunde,

ich reise mal ein wenig zurück in der Zeit, zu jenem Tag Ende Januar, kurz nachdem ich diese Lektüre beendet hatte.

Das Buch, welches ich gerade zugeklappt habe, könnte ich eigentlich auch als Coverjuwel, oder vielmehr als Illustrationsperle vorstellen. Passenderweise ist der letzte Satz kein Wort, sondern eine Illustration des englischen Künstlers Chris Mould, der zugleich auch die erste Person ist, dem im Nachwort gedankt wird. Zu recht. Wovon ich spreche? Von Matt Haigs magischer Geschichte »A Boy Called Christmas«, das letztes Jahr kurz vor Weihnachten im Canongate Verlag erschien.

Nun, wo fange ich an? Ein Blick auf das Kalenderblatt meines Abreißkalenders sagt mir, dass wir heute den 6. Februar 2016 haben. Das bedeutet, dass ich erstens diese Rezension während meiner Blog-im-Maintenance-Modus-Phase schreibe und zweitens über einen Monat damit verbracht habe, dieses Buch zu lesen – das ja noch dazu ein Weihnachtsbuch ist. Der Titel wird euch das schon verraten haben. Ich habe so lange gebraucht, weil mir einfach Ruhe und Zeit fehlte, um zu lesen. Für englische Bücher benötige ich erfahrungsgemäß etwas länger und vor allem Stille um mich herum. Mein Kopf muss den Text während des Lesens ja relativ flott übersetzen, das klappt mit ablenkendem Kindergetöse um mich herum nicht so gut. Ergo habe ich nun also erst in den letzten Minuten das Buch beendet und muss, nein möchte sofort meine Eindrücke niederschreiben, denn: Es war großartig.

Moment mal. Der Kalender sagt, heute ist der 24. Februar. Hast du dich nicht etwas im Datum geirrt, liebe Sandra? Nein. Alles ist gut, ich veräppele euch auch nicht. Aber ich möchte mit dieser Rezension auch nicht bis Weihnachten 2016 warten. Ich sage euch auch sofort, warum: Die Botschaft des Buches könnte, gerade in Zeiten wie diesen, aktueller nicht sein. Und genau aus diesem Grund bin ich jetzt mal ganz rebellisch und stelle euch exakt zwei Monate nach Weihnachten ein Weihnachtsbuch vor. Wer sich das nicht antun möchte, der möge nun den Artikel schließen und sich einen anderen ansehen. Alle anderen lesen jetzt einfach weiter.

Eine zauberhafte Geschichte rund um den Weihnachtsmann

„You are about to read the true story of Father Christmas. It is a story that proves that nothing is impossible. A Boy Called Christmas is a tale of adventure, snow, kidnapping, elves, more snow, and a boy called Nikolas, who isn’t afraid to believe in magic.“

Aufmerksam auf »A Boy Called Christmas« wurde ich in den Wochen vor Weihnachten, als mir im Socialmedia immer mehr Fotos von begeisterten Lesern begegneten, die das hübsche Cover in die Kamera hielten. Da ich Matt Haig auf Twitter folge und dieser die Schnappschüsse eifrig retweetete, konnte mir das natürlich unmöglich verborgen bleiben und so landete das Buch schon ein paar Tage später im Einkaufskorb.

Ich habe es nicht bereut. Dieses Buch ist ein kleines Kunstwerk, das fängt schon beim aufwändig gestalteten Cover an. Ein Titel im Handlettering-Stil! Damit hatte man mich natürlich sofort am Haken. Chris Mould hat ganze Arbeit geleistet, diesen Namen werde ich mir merken. Großartiger Stil. Seine Illustrationen haben einen humorvollen Touch, wurden mit ordentlich schneeweißem Glitzer akzentuiert und leuchten richtig auf dem türkisblauen Hintergrund des Covers. Kitschig? Nein, absolut nicht. Zur Weihnachtszeit darf es ruhig ein bisschen Glitter sein. Das Staunen setzt sich beim Aufklappen des Buches fort, denn auch das Vorsatzpapier ist mit seinen fetzigen Illustrationen versehen – dazu viele, viele Zeichnungen im Buch selbst, verzierte Initialen am Kapitelanfang – kurz: eine unglaublich schöne Gestaltung, die meine Augen zum Leuchten gebracht haben. Ein Blick auf seinen Illustratorenblog lohnt sich auf jeden Fall, hier bekommt man auch einen ersten Eindruck von seiner Arbeit am Coverdesign.

Dies hat auch Matt Haig mit seiner Geschichte geschafft. Der Autor hat sich mit seiner Idee, ein Kinderbuch über das Leben des jungen Nicolas, bevor er zu Father Christmas wurde, zu Papier zu bringen, mitten in mein Herz geschrieben. Zeile für Zeile. Wort für Wort. Dabei merkte ich kaum, dass ich ein englisches Buch las und fand mich sehr schnell in die Story hinein. Selbst wenn ich ein Wort nicht direkt verstand, begriff ich es spätestens aus dem Zusammenhang heraus. Den Schwierigkeitsgrad würde ich als leicht einstufen, so dass diese Lektüre auch für Buchfreunde, die frisch ins Lesen fremdsprachiger respektive englischsprachiger Bücher einsteigen, sehr gut geeignet ist. Ein Kinderbuch ist dafür ohnehin meistens sehr empfehlenswert.

„In a world like that it’s easy to be bad. So when someone is good, or kind, it’s a magic in itself. It gives people hope. And hope is the most wonderful thing there is.“ – Seite 136

Ich muss ehrlich gestehen, dass dies mein erstes Buch von Matt Haig ist. Ja, ich weiß. Schande über mich. Nein, ich habe bisher weder „Ich & die Menschen“ gelesen – obwohl ich es schon besitze -, noch habe ich mich bisher mit „Reasons to stay alive“ beschäftigt, das ebenfalls hoch interessant klingt. Eine Lücke, die ich dieses Jahr auf jeden Fall schließen werde. So hatte ich mit »A Boy Called Christmas« eine herzerwärmende, wundervolle Lektüre in der Hand, die meiner Meinung nach in absolut jedes Kinderbuch- und – ganz wichtig – auch jedes erwachsene Regal gehört. Lasst euch vom ersten Eindruck und dem Begriff Kinderbuch nicht täuschen, denn spätestens wenn ihr es aufschlagt, werdet ihr genauso neugierig wie ich sein. Nicolas Leben ist eine magische Geschichte. Jeder kennt wohl die Story um den weißbärtigen Mann im roten Mantel, doch woher kommt er? Wie ist er aufgewachsen? Wie wurde er zu Father Christmas, Santa Claus oder wie auch immer Kinder rund um den Erdball den freundlichen Mann auf seinem großen Schlitten nennen mögen? Matt Haig erzählt genau diese Geschichte und greift dabei auf bekannte Elemente wie Elfen, Pixies und fliegende Rentiere zurück – ja, sogar Rudolph mit der leuchtend roten Nase wird man im Laufe der Handlung vorfinden. Wenn du bisher nicht in Weihnachtsstimmung warst, dann wirst du es mit diesem Buch spätestens sein. Man kann beinahe den Lebkuchenduft riechen und das Klingeln der Glöckchen am Schlitten hören. „Du musst nur daran glauben, dann ist es auch möglich!„, ist die Botschaft des jungen Nicolas.

 

„An Impossibility is just a possibilty you don’t understand yet . . .“ – Seite 93

Der beliebte Autor spart nicht an Humor und brachte mich ein ums andere Mal zum Schmunzeln. Doch auch auf emotionaler Ebene kommt man auf seine Kosten. So ließ ich das Buch doch das eine oder andere Mal sinken und musste kurz schlucken. Matt Haig versteht sein Handwerk, er schreibt eindringlich, emotional und trotzdem mit einem kleinen Schalk im Nacken. Das gefällt mir. Die dreimalige Nominierung des Autors für die Carnegie-Medaille ist daher nur allzu gut nachvollziehbar. Es fiel mir nicht schwer, seine Figuren ins Herz zu schließen. Am liebsten hätte ich sie auch gar nicht mehr losgelassen und zögerte den Abschied zugegebenermaßen etwas hinaus.

If you keep on climbing a mountain you will eventually reach the top. That’s the thing with mountains. However big they are, there is always a top. Even if it takes all through the day and all through another night you will usually get there, if you keep remembering there is a top. – Seite 81

„A new festive Classic“ sagt Simon Mayo über Haigs Weihnachtsbuch und ja, er hat verdammt recht damit. Die Story rund um den jungen Nicolas und seine lange Reise in den kalten Norden Lapplands hat das Zeug zum Klassiker und eines weiß ich jetzt schon: Nächstes Jahr werde ich es erneut lesen, dann allerdings wirklich direkt zur Weihnachtszeit. Warum ich euch das Buch nun vorstellen musste, obwohl die Weihnachtszeit lange vorbei ist, ist ganz einfach begründet: Ich bin total in »A Boy Called Christmas« verliebt und musste meine Begeisterung daher unbedingt sofort mit euch teilen. Das konnte nicht bis Weihnachten 2016 warten. Ich hoffe ja, dass die Lizenz von einem deutschen Verlag eingekauft wird bzw. dies vielleicht bereits geschehen ist und Nicolas Geschichte somit auch bald dem deutschsprachigen Publikum zugänglich sein wird.

Matt Haig | A Boy Called Christmas
Canongate Books | November 2015
Hardcover, 262 Seiten | 9781782117896 | 11,95€
zum Buch beim Verlag

Mein Fazit: Ein must-read zur Weihnachtszeit. Ein Buch, das das Zeug zum Klassiker hat und in wirklich jedes Bücherregal gehört. Lest es selbst, lest es euren Kindern vor und lasst euch von Nicolas Lebensgeschichte inmitten einer magischen Welt voller Elfen, Pixies und fliegender Rentiere verzaubern. Matt hat mich zum Lachen aber auch zum Weinen gebracht, hinterließ Eindruck und verzauberte meine Sinne sowohl visuell als auch inhaltlich. Er hat es geschafft, sich in mein Herz zu schreiben, denn er hat eine Botschaft für uns alle: Sei freundlich, sei hilfsbereit und dankbar. Glaube an dich. Glaube an das Gute im Menschen, denn ein jeder kann es in sich tragen. Öffne dein Herz und deinen Verstand für die Welt um dich herum. Leseempfehlung von Herzen! 

 

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